Bulgarien – wir lassen kein Gebirge aus

Der Grenzübergang nach Bulgarien war sehr chaotisch. Selbst mit dem Fahrrad dauert es mehr als zwei Stunden, bis wir endlich einreisen können. Und dann sind wir auch noch fast auf die Autobahn aufgefahren. (Da wünscht man sich die gut ausgebauten Radwege zurück…)

Kurz nach der Grenze fingen dann die schlechten Wege an, von denen in vielen Foren gewarnt wird. Über mehrere Teile der Strecke müssen wir unsere Räder bei Regen über Schotterpisten schieben.

Wie man merkt, hatten wir keinen guten Start in Bulgarien.

Unsere erste Nacht in Bulgarien haben wir wieder bei einem Warmshowers-Host verbracht. Er hat gefühlt die halbe Welt mit dem Rad bereist und gibt uns wertvolle Tipps für unsere weitere Route bis weit in die Türkei.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Sofia – eine der ältesten Städte Europas. Die Stadt ist von Bergen umgeben und hat viele grüne Parks. Doch wir nutzen den Aufenthalt in der Stadt hauptsächlich, um unsere Füße hoch zu legen. Außerdem wird es mal wieder Zeit, Ballast abzuwerfen. Wir verschicken zum zweiten Mal ein Paket mit Dingen, die wir nicht brauchen. Insgesamt sind es 3 KG!

Bulgarien ist sehr bergig. Und wir lassen kein Gebirge aus. Wir starten im Balkangebirge und fahren dann über das Rila-Gebirge in die Rhodopen.

Seit wir in Bulgarien sind, fahren wir täglich im Schnitt 900 Höhenmeter und sind selten unter 1000 M ü NN unterwegs. Durch die Höhenmeter haben wir meistens optimale 25-30 Grad. Nachts kühlt es dann oft unter 10 Grad ab. Wildcampen ist hier relativ leicht. Es ist zwar auch in Bulgarien nicht erlaubt, allerdings gibt es viele Plätze, auf denen auch Einheimische wie selbstverständlich campen. Hier gibt es an den Straßen sehr oft Hütten mit Tischen und Bänken, bei denen man sich Wasser zapfen kann.

Die Landschaft in den Bergen ist einmalig und die Straßen im Landesinneren sind optimal. Wir haben wunderschöne Aussichten und radeln oft den ganzen Tag entlang von Flüssen und hohen Felswänden. Trotz des holprigen Starts, fühlen wir uns hier sehr wohl.

Unser bisheriges Highlight ist der Devils Throat. Auf dem Weg von Dospat nach Dewin nehmen wir einen kleinen „Umweg“ in Kauf und schauen uns die Schlucht an, die der Trigadska-Fluss über Millionen Jahre gegraben hat.

Thema: Vorurteile

Wenn man sich durch manche Reiseradler-Foren liest, dann würde man Bulgarien nicht unbedingt bereisen: die Straßen, die man sich mit Pferdekutschen teilt, seien schlecht ausgebaut und es gäbe jede Menge aggressive Straßenhunde.

Einerseits will man sich vor Einreise über das Land informieren, um Bräuche und Eigenheiten zu respektieren. (Wusstet ihr, dass Kopfschütteln in Bulgarien Zustimmung heißt? Wenn man das nicht weiß, dann kann also passieren, dass man einen schwarzen Kaffee bestellen will, man aber einen Kaffee mit Milch, Zucker in einen ToGo Becher mit Löffel bekommt).

Andererseits will man keine Vorurteile bilden sondern Land und Leute selbst entdecken.

Bulgarien ist ein sehr schönes Land mit netten Menschen und für Radler meist optimalen Straßen. Die Vorurteile haben sich auf keinen Fall bestätigt. Aber das mit dem Kopfschütteln, das stimmt 🙂

Am 23.Juli haben wir dann die 3000-KM-Marke geknackt. Anschliesend radeln wir noch ein paar Tage durch die wilden, bulgarischen Berge bis zur Grenze nach Griechenland. Dort verbringen wir nur wenige Tage, bis wir dann in die Türkei fahren.

Unsere Bilanz zum 28. Juli 2019:

  • 3.309 km
  • 25.606 Höhenmeter