Nach unserem Urlaub im Oman fliegen wir in die indische Hauptstadt. Wir bekommen wieder einen Kulturschock: Im Gegensatz zum Oman ist es sehr chaotisch. Völlig übermüdet müssen wir uns registrieren und unser Gepäck abholen. Die Räder haben die Flüge tatsächlich unbeschadet überlebt. Wir verbringen nur zwei Tage in Delhi, bevor wir endlich wieder radeln. Nach über zwei Wochen Pause können wir es kaum erwarten.
Das Wetter ist perfekt. Tagsüber kommen wir bei T-Shirt-Wetter ins Schwitzen. So lässt sich der Dezember aushalten. Allerdings werden wir in den kommenden Wochen auch in den Himalaya fahren und David hat immer noch einen Sommerschlafsack. Deshalb kaufen wir einen zweiten, größeren Sommerschlafsack, den er darüber ziehen kann (Patent beantragt).
Durch das indische Verkehrschaos zu radeln ist nicht so schlimm, wie man denkt. Die anderen Verkehrsteilnehmer nehmen Rücksicht und als Europäer fällt man in Indien sowieso immer auf. Außerdem macht hier sowieso jeder was er will und fährt womit er will. Wir teilen uns die Straßen mit vielen Trucks, Tuktuks, Motorrädern, Büffeln, Kühen… Aber was nervt, ist das ständige Gehupe. Ohne Lärmschutz würde man es nicht aushalten.
Es dauert mehr als zwei Tage, bis wir aus der Metropole herausgefahren sind und es „ruhiger“ wird. Aber auch hier reiht sich Haus an Haus und überall sind Menschen.
Als Europäer fällt man wirklich auf. Ständig winkt uns jemand zu und wir werden sehr oft angehalten und nach einem Selfie gefragt. Die Menschen in Indien sind sehr interessiert an uns und unserer Reise. Ganz oft hören wir beim Vorbeifahren ein „Welcome to India“.
Nahrungssuche ist für uns ein echtes Problem. Die hygienischen Bedingungen sind oft nicht an deutsche Mägen angepasst und Trinkwasser muss man kaufen. Besonders zu Beginn sind wir sehr verunsichert und trauen uns nicht, die vielen kleinen Restaurants an der Straße zu probieren. Einmal halten wir kurz am Straßenrand, da werden wir angesprochen mit „Lunch?“ Wir landen in einer Kantine und genießen das indische Linsencurry. Erst beim genaueren Hinsehen merken wir, dass wir in einem Hindutempel gelandet sind. Und zahlen dürfen wir für unser Essen auch nicht. Nach einer Führung durch die Anlage müssen wir darum betteln, eine Spende geben zu dürfen. Zum Glück haben wir uns mit der Zeit dann doch getraut, die kleinen Restaurants am Straßenrand auszuprobieren. In Indien gibt es das beste und vielfältigste Essen unserer Reise.
Unsere Reise führt weiter nach Nordindien. In Haridwar erreichen wir den heiligen Fluss Ganges. Die Stadt gehört zu den heiligen Städten in Indien und wird von vielen Pilgern besucht. Anschließend fahren wir durch einen Nationalpark nach Rishikesh, ebenfalls eine heilige Stadt am Ganges mit erstem Blick auf den Himalaya. In die „Yoga-Hauptstadt“ kommen viele Besucher aus aller Welt. Auch wir machen einen Tag Pause und meditieren zum ersten Mal. Dieser Ort hat eine ganz spezielle Atmosphäre – hier könnte man Wochen verbringen.
Völlig ausgeglichen radeln wir weiter Richtung Nepal. Die letzten Tage in Indien fahren wir auf weniger befahrenen Straßen durch eine Dschungellandschaft. Überall sind kleine Affen und viele Schilder warnen einen vor vielen wilden Tieren. Ein bisschen enttäuscht sind wir schon, dass wir weder Elefanten noch Tigern begegnet sind.
Die Grenze zu Nepal ist eine völlig neue Erfahrung. Das Immigration Office ist in einer Garage, an der wir fast vorbeigefahren wären. Nach einem weiteren Stempel in unserem Reisepass sind wir nun wirklich in Nepal angekommen.
Die Menschen sind einfach unglaublich. Wir werden gefeiert wie Prominente; viele Leute winken uns zu und selbst die kleinsten Kinder rufen „hi“. Als Fremder wird man regelrecht verehrt.
Die Landschaft ist zunächst gar nicht so, wie man sich Nepal vorstellt. Wir fahren auf sehr guten Straßen und sehen die Berge nur in der Ferne. Unsere Route führt vorbei an vielen Nationalparks und Naturschutzgebieten. Im Bardia-Nationalpark machen wir einen Jungle-Walk und bekommen Nashörner und sogar einen bengalischen Tiger zu sehen.
Einige Tage später erreichen wir Lumbini – die Geburtsstadt Buddhas. In Lumbini reiht sich ein buddhistischer Tempel an den nächsten. Viele Länder der Welt haben hier einen Tempel erbauen lassen. Den ganzen Tag laufen wir herum und besichtigen einen Tempel nach dem anderen. Das macht Lust auf weitere Reisen.
Nach Lumbini geht es endlich los: Wir fahren in den Himalaya. Nachdem wir viele Tage bergauf fahren, erreichen wir Pokhara. Hier werden wir Weihnachten verbringen und anschließend im Annapurna-Gebirge wandern gehen.
Spendenaktion: Durch eure Unterstützung erhalten bereits über 40 nepalische Kinder täglich eine warme Mahlzeit. Das bedeutet uns sehr viel. Dankeschön!
Nepal